Krankheitsbilder
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) ist ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet und umfasst das gesamte Spektrum an psychischen, psychosomatischen, entwicklungsbedingten und neurologischen Erkrankungen sowie psychische und soziale Verhaltensauffälligkeiten im Säuglingsalter, in der Kindheit oder in der Jugend.
Wir möchten hier einen Überblick geben über die Behandlungsfelder und Krankheitsbilder, die wir in unserer Praxis diagnostizieren und behandeln können. Durch Klicken auf das -Symbol erhalten Sie weitere Informationen zu den einzelnen Unterpunkten.
Notfälle jeder Art klären wir in unserer täglichen offenen (Notfall-)Sprechstunde ab. Hier entscheiden wir mit Dir und Deinen Eltern zusammen, was zu tun ist, um akute Abhilfe zu schaffen. Dies kann z.B. ein entlastendes Gespräch sein oder wenn Gefahr im Verzug ist eine stationäre Einweisung in eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Hyperkinetische Störungen (ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen) gehören neben Störungen des Sozialverhaltens zu den häufigsten Störungen im Kindesalter und treten bei 5-10% der Schulkinder auf. Genetische und biologische Faktoren haben bei der Entstehung einer hyperkinetischen Störung den größten Einfluss. Ein soziales Umfeld mit wenig Struktur kann die Symptomatik jedoch verstärken. Bei einer hyperkinetischen Störung liegen Auffälligkeiten in folgenden Bereichen vor:
- Aufmerksamkeit: Schwierigkeiten in der Aufrechterhaltung der Konzentration, erhöhte Ablenkbarkeit, Träumen, Vergesslichkeit, scheinbar nicht richtig zuhören, Abneigung gegen länger andauernde Aufgaben, wobei auch motivationale Faktoren eine große Rolle spielen
- Aktivität: Deutliche motorische Unruhe (Hyperaktivität), häufiges Aufstehen, zappeln, herumrutschen auf dem Stuhl, Schwierigkeiten sich ruhig und ausdauernd mit einer Aktivität zu beschäftigen.
- Impulsivität: Nur schwer abwarten können, bis man an der Reihe ist, herausplatzen mit Antworten, Unterbrechen und Stören anderer, übermäßig viel reden.
Diese Auffälligkeiten treten vor dem 6. Lebensjahr und in mehreren Lebensbereichen (z.B. Familie, Schule) auf. Tritt eine Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität und/oder Impulsivität auf, wird von einer reinen Aufmerksamkeitsstörung (ADS: Aufmerksamkeitsdefizitstörung) gesprochen. Im Jugendalter nimmt das Ausmaß an motorischer Unruhe häufig ab. So berichten Jugendliche mit ADHS häufiger von einer inneren Unruhe. Hyperkinetische Störungen treten oft auch zusammen mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Störungen des Sozialverhaltens, Angststörungen und depressiven Störungen auf.
Bei der Behandlung einer hyperkinetischen Störung ist ein multimodaler Ansatz bestehend aus Psychotherapie/Beratung, psychosozialen Interventionen und Pharmakotherapie am wirksamsten. Faktoren, die bereits zu einer leichten Besserung der Symptomatik führen können, sind ausreichend Trinken und Bewegung an der frischen Luft sowie genügend Schlaf. Auch sollte in der Hausaufgabensituation eine möglichst reizarme Umgebung geschaffen werden und der Alltag des Kindes so strukturiert wie möglich ablaufen.
Im Rahmen einer Ergotherapie oder Psychotherapie kann ein Konzentrationstraining durchgeführt werden. Hier muss allerdings genau beobachtet werden, ob es dem Kind gelingt, die erlernten Inhalte auch im schulischen bzw. privaten Alltag umzusetzen. Bei einer stark ausgeprägten Symptomatik, welche zu einer massiven Belastung der Familie und einem hohen Leidensdruck in der Schule führen kann, ist eine medikamentöse Behandlung das Mittel der ersten Wahl. In diesem Zusammenhang hat sich besonders der Wirkstoff Methylphenidat als sehr wirkungsvoll erwiesen.
Das Hauptsymptom einer affektiven Störung liegt in einer Veränderung der Stimmung oder der Affektivität entweder zur Depression - mit oder ohne begleitende(r) Angst - oder zur gehobenen Stimmung. Der Stimmungswechsel wird meist von einer Veränderung des allgemeinen Aktivitätsniveaus begleitet. Die meisten dieser Störungen neigen zu Rückfällen.
Hierzu gehören:
- Depressive Episode
- Bipolare Störung
- Manische Episode
In unserer Abhängigkeitssprechstunde erheben wir die genaue Anamnese des Substanzkonsums und erarbeiten je nach Bedarf ein Therapiekonzept. Wenn akute Symptome vorliegen, die durch die Drogen ausgelöst wurden, können z.B. Medikamente zum Einsatz kommen. Falls die Drogenabhängigkeit weiter besteht, kann die stationäre Einweisung in eine kinder- und jugendpsychiatrische Klinik erfolgen zur Durchführung von Entzug und Entwöhnung.
Jeder Mensch hat in gewissem Maße Ängste und Sorgen. Bei manchen Menschen nimmt die Furcht aber ein übersteigertes Ausmaß an. Der Alltag ist bestimmt von der Angst und bestimmte Angst auslösende Situationen werden vermieden. Manche Patienten können z.B. das Haus nicht mehr verlassen. Dann spricht man von einer Angsterkrankung. Angsterkrankungen zählen neben Depressionen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Eine Zwangserkrankung hat folgende wesentliche Kennzeichen: wiederkehrende unerwünschte Gedanken und zwanghafte Handlungen. Zwanghafte Vorstellungen oder Handlungen kennen die meisten Menschen, z.B. das Prüfen ob die Tür wirklich geschlossen ist, obwohl man eigentlich weiß, dass man sie gerade erst abgeschlossen hat. Von einer Zwangserkrankung oder Zwangsstörung spricht man, wenn sich derartige Verhaltensweisen andauernd wiederholen und ein solches Ausmaß annehmen, dass der Betroffene daran leidet und/oder der Alltag beeinträchtigt ist.
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung.
Der Beginn ist ausnahmslos im Kleinkindalter oder in der Kindheit.
Es liegen typsicherweise qualitative Abweichungen in drei Bereichen vor:
- soziale Interaktion
- Kommunikation
- eingeschränktes, stereotypes Repertoire von Interessen und Aktivitäten
Folgende Formen sind zu erwähnen:
- Frühkindlicher Autismus: die beeinträchtigte Entwicklung manifestiert sich vor dem 3. Lebensjahr. Die spezifischen diagnostischen Merkmale liegen vor.
Häufig liegen zudem unspezifische Probleme, wie Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche und (autodestruktive) Aggression vor. - Atypischer Autismus: die beeinträchtigte Entwicklung tritt erst nach dem 3. Lebendjahr auf. Die genannten Diagnosekriterien sind nicht vollständig erfüllt.
- Rett-Syndrom: tritt nur bei Mädchen auf. Beginnend zwischen dem 7. Und 24. Lebensmonat mit dem Verlust zielgerichteter Handbewegungen. Stereotypien in Form von Drehbewegungen („Waschbewegungen“) der Hände treten auf. Die Erkrankung mündet in einer Rumpfataxie und Apraxie mit schwerer Intelligenzminderung.
- Asperger-Syndrom: fehlende allgemeine Entwicklungsverzögerung, kein Entwicklungsrückstand der Sprache und der kognitiven Entwicklung.
Es gibt verschiedene Formen von Essstörungen: Die Hauptunterteilung erfolgt nach den Symptomen in die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa). Typisch für eine Essstörung ist die sogenannte Körperschemastörung. Die Patienten empfinden sich als zu dick, obwohl sie deutlich untergewichtig sind. Bei einer Essstörung kann es bei deutlichem Untergewicht zu ausgeprägten körperlichen Symptomen (wie z.B. Blutbildveränderungen) kommen.
Die Unterteilung erfolgt in
- Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters: Auftreten in den ersten 5 Lebensjahren assoziiert mit schwerer elterlicher Vernachlässigung, Missbrauch oder schwerer Misshandlung auf. Es kommt zu durchgehenden Auffälligkeiten im sozialen Beziehungsmuster des Kindes. An den Kindern sind Furchtsamkeit, eingeschränkte soziale Interaktionen mit Gleichaltrigen, gegen sich selbst oder andere gerichteten Aggressionen und emotionale Auffälligkeiten zu beobachten.
- Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung: Auftreten in den ersten 5 Lebensjahren. Typisch sind diffuses, nicht selektives Bindungsverhalten oder aufmerksamkeitssuchendes und wahllos freundliches Verhalten. Interaktionen mit Gleichaltrigen sind kaum moduliert. Emotionale Auffälligkeiten sind zu beobachten.
Das Hauptmerkmal der dissoziativen Störungen sind der teilweise oder völlige Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die Vergangenheit, des Identitätsbewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen.
Es gibt kein körperliches Korrelat für die vorliegenden Beschwerden. Die Symptomatik ist Ausdruck von emotionalen Konflikten und Bedürfnissen. Das Auftreten der Symptome ist meist plötzlich und kann mit traumatischen Erlebnissen in direktem Zusammenhang stehen.
In Kooperation mit der urologischen Klinik des Städtischen Klinikums Solingen.