Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS)

Epidemiologie, Symptomatik und Ätiologie

Die Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (ADHS) zählt zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter, wobei ihre Prävalenz etwa zwischen 3% und 5% liegt. Besonders auffällig ist, dass Jungen aufgrund externalisierender Verhaltensweisen häufiger diagnostiziert werden als Mädchen.

Die Leitsymptome Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung und gesteigerte Impulsivität einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung treten in der Regel bereits vor dem Alter von 6 Jahren auf und beeinträchtigen mindestens zwei Lebensbereiche über einen Zeitraum von mehr als 6 Monaten. Zu den häufig beobachteten Symptomen gehören mangelhaft regulierte und rastlose motorische Aktivität, starke Ablenkbarkeit, Unaufmerksamkeit und impulsive Verhaltensweisen. Zu beachten ist, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS Symptome und Verhaltensweisen zeigen, die sich je nach Alter unterscheiden. Während Jüngere Kinder oft unruhig sind, Schwierigkeiten haben, still zu sitzen, und leicht ablenkbar sind, haben ältere Kinder und Jugendliche häufig eher Probleme, Aufgaben zu planen, sind vergesslich und zeigen impulsives und manchmal aggressives Verhalten.

Die Ursachen von ADHS sind vermutlich vielschichtig und umfassen eine genetische Prädisposition sowie prä-, peri- und frühe postnatale Umwelteinflüsse, die die strukturelle und funktionelle Hirnentwicklung beeinflussen. Als pathophysiologische Folge wird eine Dysregulation im monoaminergen Stoffwechsel angenommen, insbesondere im frontostriatothalamofrontalen Kreislauf.

Komorbiditäten sind nicht selten. ADHS ist häufig mit anderen Störungsbildern assoziiert wie Störungen des Sozialverhaltens, Lese-Rechtschreib-Störungen, Schlafstörungen, affektiven Störungen, Angststörungen und Tic-Störungen. Besonders im Jugendalter und Erwachsenenalter treten vermehrt Substanzmissbrauch und -abhängigkeit auf.

Eine unbehandelte ADHS-Symptomatik über das Aufwachsen hinweg kann langfristig zu einer Zunahme von Depressionen, Alkohol- und Drogenkonsum führen, was gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit, das soziale Leben und das psychische Wohlbefinden der Betroffenen haben kann.

Diagnostik

Eine Testung auf ADHS und die Feststellung der Diagnose einer Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung erfolgt durch Erhebung der Eigen- und Fremdanamnese und Exploration, eine Leistungsdiagnostik / Intelligenztestung zur Beurteilung einerseits des IQ, andererseits zur Beurteilung verschiedener Skalen wie Arbeitsgedächtnis und Verabreitungsgeschwindigkeit, sowie der Aufdeckung möglicher emotionaler Belastungen. Ergänzend dienen standardisierte Fragebögen der quantitativen Erfassung der o.g. Leitsymptome.

ADHS IQ Testung

Die Diagnostik bieten wir Ihnen in unserer fachärztlichen Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Therapie

Eine Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung kann effektiv therapiert werden. Die Therapie umfasst eine multimodale Behandlung, die psychoedukative Maßnahmen, Elternberatung, ergo- und/oder psychotherapeutische Interventionen sowie gegebenenfalls Pharmakotherapie einschließen. Eine individuelle Herangehensweise je nach Alter und Präferenzen des Patienten ist entscheidend für den Behandlungserfolg.

Psychoedukation

Eine umfassende Aufklärung und Beratung der Eltern sowie des Patienten sind entscheidend, um ein Verständnis für die Symptome, die Ätiologie, den möglichen Verlauf und die Therapieoptionen von ADHS zu vermitteln. Die Elternarbeit zielt darauf ab, dysfunktionale Interaktionen zu identifizieren und adäquate Erziehungsstrategien zu entwickeln.

Ergotherapie und Psychotherapie

Ergotherapie kann eine unterstützende Rolle bei der Behandlung von ADHS spielen. Durch gezielte Übungen und Aktivitäten können ergotherapeutische Ansätze helfen, die Aufmerksamkeit zu verbessern, impulsives Verhalten zu reduzieren und die Feinmotorik zu stärken. Zudem kann die Ergotherapie dazu beitragen, Bewältigungsstrategien im Alltag zu entwickeln und die Selbstregulation zu fördern.

Eine kognitive Verhaltenstherapie als psychotherapeutische Intervention kann dazu beitragen, die Selbststeuerungsfertigkeiten zu verbessern und effektive Bewältigungsstrategien zu erlernen.

Pharmakotherapie

Die Pharmakotherapie von ADHS zielt darauf ab, die Symptome zu minimieren und das psychosoziale Funktionsniveau zu verbessern. Ziel der pharmakologischen Intervention ist es, den Kindern und Jugendlichen eine zusätzliche Ressource zu bieten, ihre Kognition/Begabung effektiver nutzen zu können und dadurch ihre durch die Aufmerksamkeitsstörung häufig reduzierte Leistungsfähigkeit zu verbessern. Stimulanzien sind die am häufigsten verschriebene Medikamentenklasse und wirken unmittelbar über die Verbesserung der gestörten monoaminergen Neurotransmission. In diesem Zusammenhang hat sich besonders der langerprobte Wirkstoff Methylphenidat als sehr wirkungsvoll, sicher und gut verträglich erwiesen, für den diverse Formulierungen verfügbar sind. Alternativen aus der Klasse der Psychostimulanzien stellen Dexamfetamin (Attentin®, seit 2011 in der EU zugelassen) und Lisdexamfetamin (Elvanse®, seit 2012 in der EU zugelassen) dar. Zusätzlich sind auch Nicht-Stimulanzien zugelassen wie der selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Atomoxetin oder der Alpha-2-Rezeptor-Agonist Guanfacin (Intuniv®, seit 2015 in der EU zugelassen).

Zusammenfassung

Die Feststellung und Beurteilung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung bedarf einer ausführlichen Diagnostik in einer KJP Facharztpraxis. Die Behandlung von ADHS erfordert immer eine sorgfältige Abwägung verschiedener Behandlungsoptionen unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse und Präferenzen, um langfristige Verbesserungen im Leben der Betroffenen zu ermöglichen.

Unser erfahrenes Team berät Sie gerne, falls Sie bei ihrem Kind Symptome einer Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung beobachten oder den Verdacht haben, dass Ihr Kind möglicherweise an ADHS leide: zur Terminanfrage.

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